Die Auswirkungen von COVID-19 auf Demenzerkrankungen müssen im Fokus der Forschung bleiben. Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen haben schon mit Beginn der Pandemie ihre Forschungstätigkeit aufgenommen.

Seit mehr als einem Jahr hat das neuartige Corona-Virus die Welt fest im Griff. Die Berichte genesener Patienten ließen schnell vermuten, dass dieses tückische Virus nicht nur die Lunge befällt, sondern auch das Gehirn. Konzentrationsschwäche, Müdigkeit, Wortfindungsstörungen und Vergesslichkeit sind die Symptome, über die etwa 25 Prozent der Patienten noch viele Monate nach überstandener COVID-19-Infektion klagen.

Auf der Suche nach Antworten und Lösungen nahmen auch Wissenschaftler am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) im März 2020 ihre Forschungstätigkeiten auf. Die ersten Ergebnisse ihrer COVID-19-Forschung liegen jetzt vor. Experten am DZNE-Standort München haben zum Beispiel entdeckt, wie das Virus über die Nasenschleimhaut in das Gehirn vordringt. Damit haben die Forscher einen interessanten Ansatz für eine mögliche Therapie identifiziert.

Am DZNE-Standort Bonn hat das Team um den Systemmediziner Prof. Dr. Joachim Schultze mit dem Einsatz eines neuen Supercomputers namens „The Machine“ ebenfalls Bahnbrechendes herausgefunden. Dank der Analyse großer Mengen medizinischer Patientendaten von COVID-19-Erkrankten wissen wir jetzt, dass die Immunantwort für den Krankheitsverlauf verantwortlich ist und dass es mindestens fünf verschiedene Verlaufsformen gibt – darunter zwei schwere Formen. Bei den schweren Verläufen reagieren die Zellen des Immunsystems nicht so wie sie sollten auf das Corona-Virus. Forscher versuchen nun, die Ursache dafür herauszufinden.

Schon diese Beispiele machen deutlich, dass uns die Folgen von Corona in medizinisch-wissenschaftlicher Hinsicht noch über einen längeren Zeitraum beschäftigen werden. In der Forschung mehren sich Hinweise darauf, dass eine überstandene COVID-19-Infektion einen beschleunigenden Einfluss auf den Verlauf von neurodegenerativen Erkrankungen hat. Es ist daher nicht auszuschließen, dass die Corona-Pandemie bei den Menschen, die an Demenz oder auch an einer anderen neurodegenerativen Krankheit leiden, eine neue Dynamik entfalten wird. Schon nach dem Ausbruch der „Spanischen Grippe“ vor hundert Jahren kam es als Spätfolge zu einem dreimal höheren Auftreten von parkinsonähnlichen Krankheitsbildern in der Gesellschaft. 

COVID-19 und die langfristigen Auswirkungen auf neurodegenerative Krankheiten wie Demenz müssen im Fokus der Forschung bleiben. Finanzielle Unterstützung für die Demenzforschung wird jetzt dringender benötigt denn je.

 

– Deutsche Demenzhilfe – DZNE-Stiftung für Forschung und Innovation